Roses Revolution


Roses Revolution

25.November 2019

Jährlich am 25.November findet er statt. 
Der weltweite Aktionstag gegen Gewalt an Frauen, gegen Gewalt in der Geburtshilfe.
Seit 2013 haben Frauen in Deutschland die Möglichkeit eine rosa Rose dort abzulegen, wo Ihnen Gewalt und Respektlosigkeit begegnet sind.

Diese Aktion wird auf der Facebook Seite von Roses Revolution begleitet, indem Bilder der niedergelegten Rosen und Geburtsberichte gepostet werden können.
Die Aktion wird nachträglich ausgewertet und die Anzahl der  Beteiligten steigt jährlich.
Schaut gerne auch auf Instagramm unter folgenden Hashtags: #rosesrevolution #rosesrevolutiondeutschland #rosesrevolution2019 #rosesrevolutionday #schweigenbrechen #jedefrauisteinerose #gewaltunterdergeburt 


Gerechte und selbstbestimmte Geburt
Durch die Beschäftigung, aufgrund eigener Erfahrung mit dem Thema Gewalt und Respektlosigkeit unter der Geburt, wurde ich über Social Media auf Christina Mundlos und ihr Buch "Gewalt unter der Geburt" aufmerksam.
Ich fand die Seite "Gerechte Geburt" von Mascha Grieschat im Netz und gelangte somit nach und nach an Informationen.
Das Erlebte bekam Gestalt und einen Namen.
Was mir widerfahren war, geschah tagtäglich und ich war damit nicht  allein.
Beim Roses Revolutions Day konnte ich nicht mitmachen aufgrund von Umzug in ein anderes Bundesland.
Um ehrlich zu sein, hätte ich es auch gar nicht bewerkstelligen können, nochmal dieses Krankenhaus zu betreten.
Was ich am nächsten Roses Revolution Day aber konnte, war die Absendung von zwei anonym verfassten Briefen. 
Einer ging an die Gynäkologin, die bei der Geburt dabei war, der andere an den Kreisssaal der Klinik.
Das tat gut! Alles runterzuschreiben! Schreiben war und ist mein Werkzeug!
Es bedurfte jedoch einer sehr behutsamen Aufarbeitung, die ich mit Mechthild Deyringer beginnen konnte (Emotionelle erste Hilfe/Bindung durch Berührung) und nun mit dem Programm zur Traumaheilung "Flug der Phönixfrau" von Nina Winner in Eigenregie fortführe.
Es gibt tolle und vielfältige Hilfsangebote, die ich jeder Frau nur ans Herz legen kann.


Meine persönliche Erfahrung
Mein Beitrag zum diesjährigen Roses Revolutions Day ist dieser sehr persönliche Artikel, der meine Geburtserfahrung aus subjektiver Sicht schildert.
Ich möchte alle Leser*innen darauf hinweisen, gut auf sich aufzupassen, ob Sie weiterelesen möchten und können, da alles nun folgende stark *triggernd* wirken kann. 
Nichts liegt mir ferner, als werdenden Mamas Angst zu machen, zu erschrecken oder gar zu verunsichern.
Bitte passt gut auf Euch auf!<3

Schwanger auf Probe!?
Als ich schwanger wurde, habe ich glücklicherweise schon sehr früh die tollste Hebamme der Welt für mich gefunden, die uns mit viel Zeit und Empathie im Gepäck betreute. 
Ich fühlte mich ernst genommen, verstanden und konnte all meine Fragen stellen.
Viele Hebammen kommen erst gar nicht vor der 15.SSW, da "passiert" ja noch zu viel.
Die klare Meinung meiner Hebamme dazu war: 
"Du bist schwanger, und hättest du grad erst den positiven Test in der Hand! Man ist nicht bloß schwanger auf Probe."

Recht hat sie, denn was wird ein Wirbel um diese "kritischen" ersten 12 Wochen gemacht. 
Was da alles passieren kann!
Schwupps, schon biste drinnen in der Angstspriale. 
Da fühlte ich mich in der Vertrauensspirale wesentlich wohler, denn selbst wenn man sein Kind verlieren würde, egal zu welcher Zeit und aus welchem Grund, wäre es ebenso Aufgabe der Hebamme, dies zu betreuen.
Viele Frauen haben erstmal nur Kontakt zum Gynäkologen und "sichern" sich gerne ab, dass auch alles wirklich gut ist mit Ihnen und dem Baby.
Doch wer, wenn nicht wir Frauen/Mamas, haben die beste Intuition für uns selbst, unsere Körper und unser Baby im Bauch?
Da geht es häufig schon los mit der Medikalisierung der Schwangerschaft, die in den meisten Fällen physiologisch, natürlich und komplikationslos verläuft sowie der vielen Untersuchungen überhaupt nicht bedarf.

Da ich Physiotherapeutin bin und so manchen schulmedizinischen Ansichten und Maßnahmen mehr als kritisch gegenüberstehe, habe ich auch nicht alles, was da so aus Angst bzw. Sicherheitsdenken angeboten wurde angenommen sondern kritisch hinterfragt und für überflüssig erklärt.
Wußtet ihr, dass aus eine Rhesus-negativen Elternpaar nur ein Rhesus-negatives Kind entstehen kann und man sich die Rhesusprophylaxe somit schenken kann? 
Das wird standardmäßig nur deshalb gemacht, weil ja nicht sichergestellt werden kann, dass das Kind auch wirklich vom Rhesus-negativen Vater ist...
Irre, oder?
Zum Glück wußten mein Mann und ich das mit Sicherheit, ebenso wie unsere Blutgruppen und den Rhesusfaktor.

Was habe ich als respektlos oder gewaltsam empfunden?
31.12.12 in einer saarländischen Klinik angekommen, mit unangenehmsten Wehenkrämpfen ohne Pause, wurden wir von einer lustlosen Hebamme empfangen, kurz untersucht und aufgrund des "unreifen Befundes" wieder heimgeschickt.
Ich habe mich nicht ernst genommen gefühlt, hätte mir einfach eine warme Badewanne gewünscht oder ein ähnliches entspannendes Angebote seitens der Hebamme.
Somit hätte ich Zeit und Raum gehabt, um dort, wo unser erstes Kind geboren werden sollte, ankommen zu können.

Stattdessen eine erneute lange Autofahrt bei Schnee und Eis und Treppen in den 3.Stock.
Ich sollte Zäpfchen nehmen, das würde helfen. Dauert eh noch!

01.01.2013
Erneute Anfahrt der Klinik mit Silvester-Feuerwerk-Panorama über der Autobahn und Feuerwerk ohne Pause in meinem Körper.
Alles krampfte ohne Unterlass, ich bekam keine Luft und musste mich übergeben, hatte das Gefühl zu kollabieren, fand keine Position, die es erträglicher gemacht hätte.
Filmreif erwartete uns ein Teil vom Klinikpersonal Sektchen schlürfend am Eingang und ich wurde mit Rollstuhl in einen Kreisssaal gebracht. 

Wir waren die Einzigsten und trotzdem wirkte die Hebamme extrem lustlos und unmotiviert auf mich. 
Das Radio dudelte nonstop im Hintergrund, die Hebamme roch nach einer Mischung aus kaltem Rauch und Sekt während sie mich vorn übergebeugt hielt, damit die PDA gelegt werden konnte, was eine deutliche Erleichterung brachte!

Doch dann lag ich da!
Geparkt und verkabelt auf dem Geburtsbett. Venöser Zugang, PDA, CTG und Pulsoximeter.
Zentral im Raum, praktisch aufgeräumt für alle Beteiligten.
Der Muttermund ging relativ zügig auf, die Fruchtblase wurde manuell eröffnet mit den Worten: "Kann sein, dass ihr Kind davon eine Schramme am Kopf haben wird!"
Die Blase wurde entleert, es gab einen chemischen Wehentropf und eine sehr dominante, barsche und unangenehme Ärztin schob mit dem Kristeller Handgriff, den sie mit ihrem gesamten Körpergewicht ausführte mit, während ich mit geschlossenen Augen in Rückenlage
!!! PRESSEN!!! sollte.

Die Handlung der Ärztin wurde weder angekündigt, noch war diese für mich ersichtlich, da meine Augen geschlossen waren, was ich als doppelt und dreifach übergriffig empfand!!!
Noch dazu sowas von unnötig!

Ich hatte das Gefühl, sie wollte mich entzwei quetschen!
Die Hebamme nach Schichtwechsel wirkte gegenüber der Frauenärztin sehr devot und führte nur aus bzw. assistierte kommentarlos der Ärztin.
Es wurde geflüstert, das Kind würde nicht richtig ins Becken rutschen. Ja wie denn auch, wenn ich nur liege und verkabelt bin?

Die Ärztin holte ein Päckchen aus dem Schrank und wollte offensichtlich einen Dammschnitt mit Vakkuumextraktion durchführen, was mir sofort klar war und von mir lautstark abgelehnt wurde.

Mit den Worten: "Läßt wohl lieber dein Kind verrecken statt dich schneiden, hä!?" wollte sie den Kreisssaal verlassen.
"An der darf ich ja eh nix machen, dann kann ich auch gehen!"
Ich hätte mir gewünscht, sie wäre gegangen und nie mehr wiedergekommen. Ich hätte mir die Hilfe und Unterstützung der Hebamme gewünscht, damit ich meinem Baby hätte helfen können, den Weg nach draußen besser zu finden.
Stattdessen fühlte ich mich hilflos, ausgeliefert und übergangen, ja entmündigt und wehrlos.
Ich hatte hier gefälligst mitzumachen im System!
Wo gibts denn sowas, dass man sich widersetzt!?
Gegenüber einer Ärztin, die es doch besser wissen muss als eine Frau unter Wehen.

An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass es mir und meinem Kind zu jeder Zeit so gut ging, dass es keine med. Notsituation gab, die all diese Maßnahmen gerechtfertigt hätten.

Meine Intuition ließ mich nicht im Stich und ich wehrte mich mit all meiner Kraft gegen diese respektlose und  unsensible Ärztin.
Das kostete mich jedoch Kraft, bescherte mir die Ausschüttung vieler Streßhormone und stahl mir den Zustand, in den man eigentlich hineinkommen sollte um ein Kind zur Welt bringen zu können.
Immerhin habe ich meinem Kind die Saugglocke ersparen können!

Mehrfach bat ich darum mich aufrichten zu dürfen, was erst ignoriert, dann sogar körperlich abgewehrt wurde, indem ich in die Rückenlage zurückgedrückt wurde.
Erst als mein Mann laut wurde und fragte, warum man mir nicht helfen würde beim Vertikalisieren, sprangen die Ärztin und die Hebamme wie wild umher und legten Matten aus, stellten den Hocker auf und arrangierten alle Kabel.
Ich fühlte mich schlagartig wie befreit und versuchte im Stehen mitzuschieben, fand schließlich meine Position auf dem Gebärhocker, mein Mann hinter mir, mich stützend und mir Kraft gebend.
Nicht vergleichbar mit der Rückenlage auf diesem Bett, die Ärztin auf mir drauf.
Zum guten Schluß kam es dann doch noch zu einer einschneidenden Intervention.
Es fühlte sich plötzlich alles ganz warm und wattig an, nachdem mein Kind sich einmal drehte und gefühlt aus mir heraus fiel.
Ich hatte keinen Schmerz, spürte jedoch die Schere und den Schnitt haargenau.
Ich wusste zu jeder Zeit, dass mit meinen Baby alles in Ordnung ist.
Leider fiel ich aufgrund des massiven Blutverlustes fast in Ohnmacht und wurde sofort wieder auf dieses Bett verfrachtet und genäht.

Mein Mann hatte unser Kind zuerst auf dem Arm, was ich sehr schön fand und doch wurde mir ein wahnsinnig wichtiger Moment genommen.
Das Ganze war so überwältigend. 
Von Liebe auf den ersten Blick war da rein gar nichts, da ich so im Schock, so voller Stresshormone war, da ist es rein neurophysiologisch gar nicht möglich sowas wie Glücksgefühle zu empfinden. 
Auch die Schmerzen und Strapazen sind nicht wie weggeblasen.
Daran werde ich mich immer erinnern können.

Es war schrecklich, es war respektlos und gewaltsam!

Als ich später nach der Plazenta fragte, meinte die Ärztin nur: 
"Das hässliche Ding wollen sie noch sehen? Haben wir bereist in den Müll geworfen!"
Abschließend war sie mit mir per Du und beglückwünschte mich überschwänglich. Von wegen, ich hätte das so gut gemacht und für mich und mein Kind gekämpft.
Ich konnte ihr kein Wort mehr glauben und bat sie darum, alles weitere mal "stecken zu lassen", mich würde sie ohnehin nie wieder hier sehen!
Daraufhin meinte sie lachend: "Das haben schon ganz andere gesagt!"

Als wir uns dann endlich am Neujahrsmittag von alledem am Erholen waren und auch die Familie zum ersten Kennenlernen bereits da war, kam noch ein ungehaltener Fotograf vorbei, wegen Neujahrsbaby, der nicht nur ein ziemlich unvorteilhaftes Foto von uns schoss und veröffentlichte, sondern auch noch einen ziemlich blöden Satz sowie falsche Personenangaben darunter verfasste, womit wir so niemals einverstanden gewesen wären. 
Aber uns hat ja keiner gefragt!

Der Gipfel des gesamten Krankenhaus-Geburtserlebnissen kam dann durch falsch oder gar nicht weitergegebene Informationen, die eine übermotivierte Kinderkrankenschwester an den zuständigen Kinderarzt weitergab. Dieser stand plötzlich bei uns im Familienzimmer und wollte unser Kind für drei Tage zur Überwachung auf Intensivstation mitnehmen.
Unser Kind hatte jedoch keinerlei Anpassungsstörungen und wies einwandfreie APGAR-Werte auf.
Er war sehr schnell genervt und hatte keinerlei Verständnis oder Geduld für uns übrig.
Wir sollten uns entscheiden, auf ihn würden schließlich noch andere Patienten warten!
Wir würden riskieren dass unser Kind Atemaussetzer kriegt und sogar sterben könnte.
Immer schön mit der Angstkeule argumentieren. 
Ich entgegnete ihm, was denn wäre, wenn er sie mitnimmt.
Dann bestünde die Gefahr einer Bindungsstörung bis hin zur Wochenbettdepression mit Stillproblemen inklusive. 
Ein Neugeborenes auf Intensiv bei ca. 8 Kindern mit Lungenentzündung war in meinen Augen so gar keine super Idee.
Aber immerhin wäre sie ja überwacht. 
Auf unseren Vorschlag, sie mit einem mobilen Gerät bei uns im Familienzimmer zu überwachen, ging er nicht ein.
Das wäre schlichtweg nicht möglich. 
Nach langen Diskussionen musste ich unterschreiben wie verantwortungslos ich doch  bin und was ich nicht alles an Risiken eingehen würde, woraufhin mir die übermotivierte Kinderkrankenschwester mein Kind von der Brust abpflückte und mit den folgender Aussage das Zimmer verließ: "Das haben sie nun davon wenn sie sich dem Arzt widersetzen. Jetzt wird die Kleine alle halbe Stunde in die Ferse gepiekt!"
Ich kann an dieser Stelle nicht beschreiben, was diese unmöglichen zwei Personen bei uns zerstört haben. 

Wir haben nur noch geweint!

Nie wieder werde ich mich dem Klinikpersonal anvertrauen können! Nie wieder möchte ich in die Situation kommen, es doch tun zu müssen!

Mein Mann war leichenblass und überwachte unsere Tochter völlig verängstigt rund um die Uhr.
Uns allen wurde durch Machtausübung, ein bescheuertes Vergütungssystem  sowie durch Respektlosigkeit  starke körperliche und seelische Gewalt zugemutet unter der wir noch heute leiden.
In einer so sensiblen und vulnerablen Phase im Leben kann man sich nicht besser wehren, als wir es getan haben.

Ich gebe Christina Mundlos ablsout Recht, wenn sie in ihrem letzten Artikel "Birth Rape: Vergewaltigung im Kreisssaal" schreibt: 
"Aber es muss auch mal gesagt werden dürfen, dass es auch geburtshilfliches Personal gibt, das als grausam und abartig zu bezeichnen ist." 
(Zitat Christina Mundlos, 22.11.2018, vollständiger Artikel auf christina-mundlos.de)

Für uns war das eine ganz schreckliche und schlimme Erfahrung, obwohl Geburt sowas kraftvolles und schönes sein kann, wenn man entsprechende Unterstützung von entsprechenden Menschen erfährt.

Ich kann nur jeder Frau und werdenden Mama wünschen, auf sich und ihr Baby zu vertauen, sich gut zu informieren und auf ihre Intuition zu hören sowie auf kompetentes, gut geschultes und freundliches Personal zu treffen.

Allen, die Ähliches wie wir erleben mussten, wünsche ich, dass sie die richtigen Hilfsangebote und Unterstützung finden können, die sie benötigen.
Ich hoffe inständig, dass diese Form von Respektlosigkeit und Gewalt irgendwann der Vergangenheit angehören wird und wir es geschafft haben, den Weg in eine menschenwürdigere Geburtskultur zu ebnen.


Wichtige Adressen, Infos und Links

Facebook: Roses Revolution Deutschland
https://gerechte-geburt.de
https://www.mother-hood.de/aktuelles/aktuelles.html
https://www.bindungdurchberuehrung.de/
http://thomasharms.org/
https://www.zoi-tirol.at/
https://geburt-und-mama-sein.com/nina-winner/
http://christina-mundlos.de/hood


Dankeschööön an alle, die tagtäglich unermüdlich daran arbeiten, dass sich in der Geburtshilfe endlich etwas ändert und verbessert.
Danke an unsere tolle Hebamme Alexa und an alle Hebammen und Ärzte, die für selbstbestimmte und würdevolle Geburten Sorge tragen.
Danke an Mechthild Deyringer für ihre achtsame Arbeit mit mir sowie an das ZOI-Team in Kufstein für die immer tollen und erkenntnissreichen Fortbildungtage.
Danke Mascha Grieschat und ihrem Team für euer ehrenamtliches Engagement sowie die erstellte Petition. 
Danke Roses Revoution
Danke Mother-Hood
Danke Christian Mundlos
Danke an alle die informieren und aufklären!

Danke von Herzen an meinen immer geduldigen und verständnisvollen Mann und an unser über alles geliebtes Lichtkind, unser größtes Geschenk<3




MüDeJuLis
Dann sieht mich meine Tochter an, zeigt mir, wie bedingungslos ich lieben kann.