Herziges

                       

Bambino

"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

der uns beschützt und der uns hilft, zu leben"

Hermann Hesse: STUFEN

Heute möchte ich Euch eine Geschichte fürs Herz erzählen.
Passend zum Wetter und zu meiner derzeitigen Stimmung. Immer wenn ich sie erzähle, bekomme ich eine Gänsehaut und ein paar Tränchen der Rührung sammeln sich in meinen Augen.
Sie zeigt mir immer wieder aufs Neue, dass im Leben keine Begegnung zufällig geschieht. 
Vieles hat einen Grund, einen tieferen Sinn und in diesem Fall etwas sehr Erfreuliches :-)
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Vor vielen Jahren, wurde irgendwo in Deutschland ein kleines Menschenwesen geboren.
Das Kind kam per Kaiserschnitt zur Welt, weil im Ultraschall bereits ersichtlich war, dass es eine offene Bauchdecke hatte (im Fachjargon auch Gastroschisis genannt).
Somit war, um diesen Defekt in seiner Bauchdecke zu schließen, eine direkte Operation nach der Geburt unumgänglich.
Anschließend lag das kleine Bündel zur weiteren Überwachung und medizinischen Versorgung in einem Wärmebettchen der Frühchenstation einer großen Klinik irgendwo in Deutschland.
An diesem Lehrkrankenhaus schwirrten rund um die Uhr viele Personen herum.
Kinderkrankenschwestern, Ärzte und Physiotherapeuten kümmerten sich rührend um die kleinen Menschenkinder.
Sie fütterten, pflegten, wickelten und trugen sie umher. Sie sangen für sie und erzählten ihnen Geschichten.
So durfte auch ich eines Tages dieses kleine Zauberwesen kennenlernen.
Ich kümmerte mich in jeder freien Minute meines Praktikums um das Baby, welches mir mehr und mehr ans Herz wuchs. Sobald eine Bleibe für den süßen Wurm gefunden wäre, konnte er auch entlassen werden.
Das Praktikum endete viel zu schnell und so kam mir die Idee, ein paar Fotos von meinem kleinen Lieblingspatienten zu machen (heute wg datenschutzgesetz nahezu unmöglich).
Schließlich musste ich endlich diesen doofen Film "verknipsen", um ihn zum Entwickeln im Drogeriemarkt abgeben zu können (gibbed das denn heute überhauot noch!?)

Meine Mitschüler belächelten meine Aktion mit den Fotos, die lediglich deshalb entstand, weil ich mir davon versprach, mit Bildern von gewissen Grifftechniken, meinem vergesslichen Hirn während dieser echt lernintensiven Zeit etwas auf die Sprünge zu helfen.

Die Fotos, die entstanden sind, taugten natürlich nicht zur Verwendung als Lernmaterial, trugen jedoch zur allgemeinen Erheiterung bei und sind mir bis heute als sehr wertvolle Erinnerung geblieben.

3-4 Jahre später stand ich bereits im Berufsleben und arbeitete angestellt in einer Praxis, als meine Schwester sich an selbigem Lehrkrankenhaus in Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin befand.
Sie erzählte mal geschockt, mal beeindruckt von ihren Erlebnissen, die sie besonders bewegten. 
Auf der Kinderstation betreute sie momentan mal wieder ein kleines Kind, das sie besonders mochte und dessen Geschichte Sie besonders berührte.
Sie erzählte immer mal wieder vom Verlauf ihres Patienten und zuletzt berichtete sie ganz froh und erleichtert: "Jetzt hat das kleine Menschenkind auch endlich einen Bauchnabel und ist ganz stolz darauf!"
Bloß die Eltern seien so traurig.
Ich fragte mich bloß warum, hatte ihr Kind doch alles gut überstanden und war quietschvergnügt. Nach etlichen Operationen endlich stolz wie Oskar und kerngesund mit eigenem Bauchnabel.
Meine Schwester erzählte mir, dass das Kind wohl nicht bei seinen leiblichen Eltern aufwuchs, sondern in einer Pflegefamilie lebte. Bereits im Säuglingsalter bekamen sie das Kindlein.
Die Pflegeeltern wären so traurig darüber, dass sie den Familienzuwachs nicht von Anfang an kennenlernen konnten. Es gäbe leider keinerlei Erinnerungen geschweige denn Fotos aus der ersten Lebenszeit ihres Sonnenscheins. Das kleine Schätzchen würde sie immer mal wieder fragen, wie es denn als kleines Baby ausgesehen hätte und sie stünden dann quasi mit leeren Händen da und kämen in Erklärungsnot.
Da machte es hörbar "KLICK", in meinem Hirn wie in meinem Herzen.
Ich checkte es langsam, glaubte jedoch nicht an diesen "Zufall", verwarf diesen absurden Gedanken, dass es sich um ein und dasselbe Kind handeln sollte.
Hatte ich wirklich von dem Patienten meiner Schwester damals Fotos gemacht, als hätte ich es wissen können!?
Ich sagte ihr, wir könnten mit Einstimmung der Eltern die "Daten" abgleichen um sicherzugehen.
Gesagt, getan...und was soll ich Euch sagen!?
Es handelte sich tatsächlich um BAMBINO, dem ich an dieser Stelle alles, alles Liebe und Gute wünsche.
Ebenso seiner jetzigen Familie wie auch seinen leiblichen Eltern.

Ich danke Dir, du kleines Wesen, dass ich diejenige sein durfte, die für dich "wichtig" wurde.
Somit haben du und deine Familie nun, wegen meiner (komischen) Idee mit den Grifftechnik-Lernbildern, eine Erinnerung an die erste Zeit Deines Lebens.


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Alles im Leben ist Energie, nichts geschieht aus Zufall, es erfüllt alles einen Sinn.
Wir sind alle miteinander verbunden.
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MüDeJuLis
Dann sieht mich meine Tochter an, zeigt mir, wie bedingungslos ich lieben kann.





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