Verlustängste





Lost and found

"Flecki, wo ist Flecki?" hörte ich das Kind fragend durch die Wohnung plärren.
Allabendliche Frage, allabendliche Antwort:

"Irgendwo wird er schon sein. Im Kindergartenrucksack? Unterm Sofa? In der Badewanne? Irgendwo im Bett verwurschtelt?"

Doch er blieb an diesem Abend unauffindbar, und wir alle wurden immer besorgter und unruhiger.
Das Kind mit zunehmender Besorgnis im Stimmchen und mit beginnenden Vibrationen der Unterlippe...Gleich kamen Tränen.

Es wurde zur Gewissheit: Flecki war weg! 

So oft wir uns auch auf den Boden begaben um unter die Couch zu schielen, es änderte nichts an der Tatsache.

Das Kind, mittlerweile bitterlich weinend in der Besucherritze liegend, musste nun psychologisch und pädagogisch wertvoll, betreut werden.

Das Lieblings-Kuscheltier. WEG! 
"Mamaaaah, ich liehieb den Flecki doch sooo sehr und kann ohne ihn gar nicht einschlafen!"

Der Mann und ich sprachen abwechselnd tröstende Worte, nahmen in den Arm, auf den Arm, streichelten und versuchten Hoffnung auf ein Wiedersehen zu geben. 

Leider ließ sich nicht sicher rekonstruieren wer Flecki zuletzt gesehen hatte und wo.

So gingen wir in Gedanken alle Szenarien durch:
-MVV Fundbüro anrufen
-Bus ausfindig machen, mit dem wir vom KIGA aus heimgefahren sind
-An Haltestellen-Häusel nachsehen
-darauf hoffen, dass er weder weggeworfen noch entführt wurde, schließlich ist heutzutage ja alles möglich

Es tat mir selbst so Leid das Kind leiden zu sehen, vorallem aber hatten wir natürlich Sorge, wie es zu handeln wäre, wenn "good old Flecki" (bereits an grauem Star leidend) wirklich vermisst bleiben würde. Nicht auszudenken!

Mich beschäftigte es noch eine ganze Zeit, selbst als das Kind bereits friedlich schlummerte.
Das geliebte Stoffvieh gehörte immerhin schon mir als ich damals früher noch jung war.

Auch meine Kuscheltiere wohnten allesamt bei mir im Bett und wurden mit mehr Decke bedacht als ich selbst, oder sie saßen hübsch drapiert irgendwo herum um bloß weiterhin so neu auszusehen.

Allein der Gedanke, dass ich auch nur eins meiner geliebten Stofftiere hätte verlieren können ließ mich fast schon vor Trauer weinen. Als Kind auf dem Weg mit der Fähre in den Nordseeurlaub, kann ich mich genau daran erinnern, große Angst empfunden zu haben, dass mein Schäfchen hätte über Bord gehen können. 

Nun erlebte ich es in der Rolle der Mutter, die nix großartig tun konnte und musste mir eingestehen, mich vor kurzem noch darüber lustig gemacht zu haben, dass so manch verschollener, zerknuddelter Lieblingsstofffetzen per Socialmedia-Post gesucht wird und sogar Laternenmasten-Plakate geklebt wurden.

Hiermit möchte ich offiziell gestehen, dass ich auch soweit war und zu allem bereit gewesen wäre um "Flecki" wiederzubekommen.

Glücklicherweise stellte sich am nächsten morgen heraus, dass unser vermisstes Plüschpferd bloß mal eine Nacht im Kindergarten verbracht hatte. Puh! Das wäre ja dann nochmal gut gegangen.

Kind, Eltern und Flecki sind wohlauf und erleichtert.
Lasset uns feiern!


MüDeJuLis:
Dann sieht mich meine Tochter an, zeigt mir, wie bedingungslos ich lieben kann:-)










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